22. März 2007

Me­tro­pol­re­gi­on Nürn­berg und Ver­kehrs­ver­bund nähern sich an

Für die kommenden Jahre kündigt sich beim Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg (VGN) möglicherweise eine weitere er­heb­liche Ausdehnung seines Gebietes an. Anfragen mehrerer Land­kreise und Städte aus den Re­gie­rungs­be­zirken Ober- und Unterfranken sowie Ober­pfalz deuten zumindest in diese Rich­tung. Schon seit längerer Zeit ist der An­schluss von Stadt und Land­kreis Bam­berg in Vorbereitung. Die dafür not­wen­digen Berechnungen laufen auf Hochtouren und dürften im Sommer dieses Jahres abgeschlossen sein. Damit ist der Weg für die abschließenden Beratungen in den Gremien frei. Auch der Land­kreis Bayreuth ist fest entschlossen, dem Verbund komplett beizutreten. Von Anfang an sind Plech und Betzenstein im VGN, seit 2005 ist der südliche Teil um Pegnitz und Pottenstein integriert. Eine ent­spre­chende Anfrage der Stadt Bayreuth zu den erforderlichen Berechnungen steht al­ler­dings aus. Doch auch weitere Land­kreise und Städte in der Me­tro­pol­re­gi­on sind zum Thema Verbunder­wei­te­rung mit dem VGN in Kon­takt. Es liegen Anfragen vor aus Stadt und Land­kreis Coburg sowie Hof, ebenso aus den Land­kreisen Kronach, Kulmbach, Lichten­fels und Haßberge.
In Gang gesetzt wurde diese Entwicklung durch die Diskussion in den Gremien der Me­tro­pol­re­gi­on Nürn­berg. Hier begreift man den Zu­sam­men­schluss der kreis­freien Städte und Land­kreise als einen ge­mein­samen Verkehrsraum, in dem der VGN bereits den größten Teil des Kernraumes abdeckt. Mit der Integration von Bam­berg und Bayreuth (jeweils Stadt und Land­kreis) läge der Kernraum dann voll­stän­dig im Gebiet des Verkehrsver­kehrs­ver­bundes. Die Städte und Land­kreise in der äußeren Zone, dem metropolitanen Netz, könnten mit dem ge­mein­samen Nah­ver­kehrstarif enger an den Kernraum gebunden werden.

Auch im Tou­ris­mus­ver­band Franken sieht man Vorteile in einer Verbundintegration. Zahl­reiche Belege dafür gibt es im be­ste­henden Ver­bund­ge­biet, wo die Zu­sam­men­arbeit von Tourismus und Nah­ver­kehr für beide Seiten durchaus erfolgreich ist. Die ge­mein­same Vermarktung von Frei­zeitzielen und Ver­kehrs­an­ge­boten dürfte sicher auch in der restlichen Me­tro­pol­re­gi­on Früchte tragen.

So sieht man das auch in Unterfranken im Land­kreis Kitzingen. Mit dem Bocksbeutel-Express, der einige Orte im Land­kreis bedient, und der Integration des Bahn­hofes Iphofen ist die Weingegend schon näher an die Städteachse Nürn­berg/Fürth/Erlangen herangerückt. Mit der beantragten Einbeziehung des Bahn­hofes Kitzingen in den Verbund könnte dies noch ausgebaut werden. Umgesetzt wird diese Er­wei­te­rung des VGN-Raumes voraussichtlich im Herbst 2008.

Schneller geht es möglicherweise mit einer weiteren Integration, nämlich der des Bahn­hofes Otting-Weilheim im Land­kreis Donau-Ries. Anlass dafür sind die Pendlerbeziehungen in den benachbarten Ver­bund­raum und nach Nürn­berg sowie der Lückenschluss mit dem Augsburger Ver­kehrs­ver­bund, in den Otting-Weilheim zum Au­gust 2006 integriert wurde. In den VGN könnte der Schienenhal­te­punkt zum Fahr­plan­wech­sel im De­zem­ber 2007 in den Verbund aufgenommen werden.

Langer Vorlauf erforderlich

Bis es zu einer Integration in den Ver­kehrs­ver­bund kommt, sind al­ler­dings um­fang­reiche Vorarbeiten und eine Reihe von Beschlüssen erforderlich. Am Beginn des Ver­fah­rens steht ein Antrag durch den jeweiligen Land­kreis oder die kreis­freie Stadt. Danach folgen um­fang­reiche Berechnungen und Kalkulationen, die von der Ver­bund­ge­sell­schaft durch­ge­führt werden.
Die Umstellung auf den VGN-Tarif hat fast immer Veränderungen bei den Einnahmen der betroffenen Ver­kehrs­un­ter­neh­men zur Folge, in der Regel Mindereinnahmen (Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverluste). Vor allem die Fahr­gäste, die bislang auf andere Ver­kehrs­mit­tel umgestiegen sind und dann jeweils einen zu­sätz­lichen Fahr­schein lösen mussten, fahren mit dem einheitlichen VGN-Ticket billiger. Außerdem steht den Fahr­gästen nach der Integration meist ein um­fang­reicheres und zum Teil auch günstigeres Fahr­kar­ten­sor­ti­ment zur Ver­fü­gung, was oft zu Einnahmenausfällen führt. Die entstehenden Mindereinnahmen müssen den betroffenen Un­ter­neh­men ausgeglichen werden. Hier gilt dann das Verursacherprinzip, der Ausgleich erfolgt durch die Ge­biets­kör­per­schaft, in der die betreffenden Fahr­gäste ihren Wohnsitz haben. Der kann im Er­wei­te­rungsraum aber auch im be­ste­henden VGN-Raum liegen. Die Höhe des Ausgleichsbetrages muss durch die Auswertung vorhandener Verkaufszahlen sowie Fahr­gastbefragungen ermittelt werden.
Weitere Kosten verursacht eine Er­wei­te­rung des Ver­bund­ge­bietes durch die not­wen­dige Umstellung der Verkaufssysteme. So müssen ver­bund­weit die Fahr­aus­weis­au­to­maten und Fahr­schein­dru­cker umprogrammiert werden, Zielanzeigen an Bahn­hö­fen abgeändert und die neuen Verbundhal­te­stel­len auf Verbundstan­dard umgerüstet werden. Diese ein­ma­ligen Kosten sind vom jeweiligen Beitrittskandidaten zu über­neh­men.

Sind alle diese Arbeitsschritte erledigt und stehen die Auswirkungen der Er­wei­te­rung für alle Beteiligten fest, muss die Integration sowohl von den politischen Gremien der Beitrittskandidaten (Land­kreis, kreis­freie Stadt) abgesegnet als auch den Verbundgremien (Ge­sell­schafter­ver­samm­lung und Grund­ver­tragsausschuss) einstimmig beschlossen werden. Wegen der Umstellung des VGN-Fahrplanes sowie der Ausgabe von Fahr­kar­ten im Schülerverkehr treten Verbunder­wei­te­rungen üblicherweise zum Fahr­plan­wech­sel oder Schul­jahresbeginn in Kraft. Allein die Veränderungen bei Ver­triebs­wegen, Verkaufs- und In­for­ma­ti­onssystemen sowie die Umrüstung der Hal­te­stel­len be­nö­tigt eine Vorlaufzeit von neun bis zwölf Monaten.

Folgen einer Verbunder­wei­te­rung

Neben den Kosten, die sich aus einer Er­wei­te­rung ergeben, hat eine Verbunder­wei­te­rung natürlich auch Vorteile. Die Fahr­gäste profitieren in erster Linie vom einheitlichen Tarif, Umsteiger mit bisher zwei Fahr­aus­weisen fahren in der Regel mit einem einzigen Fahr­schein billiger. Besondere Tickets wie TagesTicket Plus oder 9-Uhr MobiCard sind wegen ihres Preises und auch der Mit­nah­me­mög­lich­keiten sehr beliebt. So können weitere Per­so­nen aber auch Fahr­räder mit­ge­nom­men werden. Da der VGN-Tarif von den Preis­stufen her begrenzt ist, haben be­son­ders die Weitfahrer einen er­heb­lichen Preis­vor­teil.
Die ver­schie­denen KombiTicket-An­ge­bote im VGN sind ein weiteres Plus. Für viele Ver­an­stal­tungen gelten die Ein­tritts­kar­ten auch als VGN-Fahr­schein zum Ver­an­stal­tungs­ort, andere Frei­zeiteinrich­tungen geben einen Preisnachlass auf be­stimmte Fahr­kar­ten.

Zudem stehen den neuen Fahr­gästen alle In­for­ma­ti­onsan­ge­bote des VGN zur Ver­fü­gung, so etwa die elek­tro­nische Fahr­gast- und Ta­rif­in­for­ma­ti­on, Frei­zeittipps und Prospekte in Ver­kaufs­stel­len und Internet. Im Bereich des Ausflugstourismus können sich die Fahr­gäste im bisherigen Ver­bund­ge­biet wie auch in den Er­wei­te­rungsgebieten über die neuen Ziele und Fahrt­mög­lich­keiten freuen. Alle Frei­zeitziele, die mit öf­fent­lichen Linien erreichbar sind, nimmt der VGN in seine In­for­ma­ti­onsan­ge­bote auf.
Ein kleiner Teil der Nah­ver­kehrskunden wird al­ler­dings negativ von der Verbundintegration betroffen sein. Be­stimmte An­ge­bote der DB gelten im VGN nämlich nicht, so etwa die Bahn-Card oder das Job-Ticket Bayern.

Terminplan

Unproblematisch erscheint die Er­wei­te­rung um den Bahn­hof Otting-Weilheim, zwischen Treucht­lingen und Donauwörth gelegen. In diesem Fall sind weder große finanzielle Belastungen noch sonstige Probleme zu erwarten. Der Hal­te­punkt kann voraussichtlich zum nächsten Fahr­plan­wech­sel am 9. De­zem­ber 2007 Verbundhalt werden.

Die Berechnungen zur Integration von Stadt und Land­kreis Bam­berg werden im Herbst 2007 abgeschlossen sein. Über die Ergebnisse werden dann die politischen Gremien vor Ort sowie die Verbundgremien zu entscheiden haben. Die Umsetzung könnte dann im Herbst 2008 geschehen. Derzeit noch ungeklärt ist die Frage ob die Er­wei­te­rung Bam­berg mehr als die bisherigen zehn Preis­stufen für VGN-Fahr­aus­weise erfordert. Dies hätte dann Auswirkungen auch auf das be­ste­hende Ver­bund­ge­biet, nämlich bei solchen Relationen auf denen heute schon mehr als zehn Tarifstufen durchfahren werden. Auch hier müsste sich theoretisch die Fahrt dann verteuern. Lösungen für dieses Problem werden derzeit diskutiert.

Von der Lösung dieser Frage hängt auch die Integration des Bahn­hofs Kitzingen ab. Er könnte schon zum Fahr­plan­wech­sel im De­zem­ber 2007 in den Verbund aufgenommen werden, mit einer maximalen Preis­stufe 10. Damit verbunden wäre aber die Gefahr einer nachträglichen Verteuerung durch eine elfte Preis­stufe. Aus diesem Grund erscheint es ratsam, die Integration zeit­lich an die Er­wei­te­rung Bam­berg zu koppeln.

Noch nicht ganz absehbar ist die Terminplanung zur Ausdehnung auf die Stadt und den Land­kreis Bayreuth. Sie könnte nach der Er­wei­te­rung Bam­berg bearbeitet werden. Es steht al­ler­dings noch ein Antrag der Stadt Bayreuth aus, die VGN-Er­wei­te­rung durch die Ver­bund­ge­sell­schaft prüfen zu lassen. Dieses wird im VGN jedoch als unbedingte Voraussetzung auch für die Ge­samtintegration des Land­kreises gesehen. Auch das erforderliche Datenmaterial liegt noch nicht lückenlos vor. Für den Schie­nen­ver­kehr wird aktuell eine Erhebung vor­be­rei­tet, die nach Ostern starten wird. In diese Fahr­gastbefragung werden zu­sätz­lich die Strecken mit einbezogen, die für weitere Verbunder­wei­te­rungen im metropolitanen Netz relevant sind. Verlässliche Angaben zum Zeitplan lassen sich zum gegenwärtigen Stand nicht machen.

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