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11. Juni 2007

VDV-Aktionsbus am Nürn­berger Hauptmarkt

Ein gut ausgebauter öf­fent­licher Per­so­nen­nah­ver­kehr (ÖPNV) ist unverzichtbar für die Wirtschaft. Das machten am Mon­tag die Vertreter namhafter Un­ter­neh­men ge­mein­sam mit Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus Wübbenhorst in Nürn­berg deutlich.
Am Nachmittag hatte der weiße Tourbus des bundesweiten Aktionsbündnisses „Wir bringen die Wirtschaft in Fahrt“ Halt in der Nürn­berger In­nen­stadt gemacht. Dieses Bündnis aus Wirtschaft, Verkehr und Politik hat zum Ziel, ge­mein­sam den Nutzen des ÖPNV hervorzuheben. Als Symbol der Unterstützung klebten die Teilnehmer, darunter Berthold Krausert, Leiter des Per­sonalbereichs bei der DATEV eG, Per­sonalvorstand Walter Bockshecker von der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe sowie Manfred Hopfengärtner, Stand­ortleiter der Siemens AG, Un­ter­neh­menslogos sowie das Nürn­berger Stadtwappen auf den Bus. Sieben Wochen lang ist das Fahr­zeug des Verbandes Deutscher Ver­kehrs­un­ter­neh­men (VDV) auf einer Tour durch ganz Deutschland un­ter­wegs, mit Sta­ti­on in 44 Städten.

Wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region

Welche Bedeutung der öf­fent­liche Per­so­nen­nah­ver­kehr für die Me­tro­pol­re­gi­on Nürn­berg hat, hob ihr Ratsvorsitzender, der Nürn­berger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly hervor: „Für das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Me­tro­pol­re­gi­on spielt der Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg (VGN) eine wichtige Rolle.“ Die Vorbereitungen für den Beitritt von Stadt und Land­kreis Bam­berg, die Absicht für eine Er­wei­te­rung im Raum Bayreuth sowie das große Interesse weiterer Städte und Land­kreise Oberfrankens unterstreichen den hohen Stellenwert des Ver­kehrs­ver­bundes. Dadurch wachse die Me­tro­pol­re­gi­on noch mehr zusammen, auch die Beziehungen zwischen den Städten und dem ländlichen Raum würden noch enger geknüpft.

Der Präsident der IHK Nürn­berg, Prof. Dr. Klaus Wübbenhorst sieht im ge­mein­samen Ver­kehrs­ver­bund eben­falls ein wichtiges Bindeglied. Aus Sicht der IHK komme dabei dem Ausbau des S-Bahn-Netzes eine tragende Rolle zu. Die zweite Stufe des S-Bahnausbaus sei Bestandteil des mittelfrän­kischen 10-Punkte-Programms Verkehr. „Zudem fordern alle IHKs in der Me­tro­pol­re­gi­on dass der Fertigstellungstermin 2010 eingehalten wird“, so Wübbenhorst. Die S-Bahn habe ein enormes Verlagerungspotential, allein im Bereich Erlangen könnten 8.000 Pendler von der Straße auf die Schiene gebracht werden. Damit würde sich eine Entlastung der vor allem zur Rush­hour stark frequentierten A 73 ergeben, von der letztlich auch der Wirtschaftsverkehr profitiere.

Un­ter­neh­men setzen auf Busse und Bahnen
Bei der Erreichbarkeit für Mit­ar­bei­ter und Kunden setzen viele Un­ter­neh­men gezielt auf den ÖPNV. Im Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg nutzen die Mit­ar­bei­terinnen und Mit­ar­bei­ter von rund 50 Un­ter­neh­men und Behörden bereits das Firmen-Abo. In vielen Fällen bezuschussen die Firmen die um­welt­freund­liche Ver­kehrs­mit­telwahl der Mit­ar­bei­ter, wie die drei anwesenden Un­ter­neh­mensvertreter be­stä­tigten.

„Für uns reiht sich das Thema Busse und Bahnen in unsere Firmenphilosophie des nachhaltigen Wirtschaftens ein. Wer Bus und Bahn statt Auto fährt, produziert 400-mal weniger Feinstaub und stößt pro Per­son weniger als die Hälfte CO2 aus. Wir können sagen, dass rund 50 Prozent unserer Mit­ar­bei­ter in Nürn­berg morgens mit einem 0,5-Liter-Auto zur Arbeit kommen, weil sie mit Bus und Bahn fahren“, so DATEV-Per­sonalleiter Berthold Krausert.

Auch für den Per­sonalvorstand der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe, Walter Bockshecker ist ein attraktives Nah­ver­kehrs­an­ge­bot unverzichtbar: „Bei der Ent­schei­dung für einen neuen Stand­ort unserer Generaldirektion Ende der 90er Jahre war die leichte Erreichbarkeit mit S-Bahn, Stra­ßen­bahn, und Bus von entscheidender Wichtigkeit, da viele unserer Mit­ar­bei­terinnen und Mit­ar­bei­ter von auswärts kommen“. Heute nutzen von den rund 2.600 Be­schäf­tigten der Generaldirektion fast 1.500 das Firmen-Abo.

Die Siemens-Mit­ar­bei­ter in Erlangen, Nürn­berg und Forch­heim fahren eben­falls mit einem verbilligten Firmen-Abo. Auch Fürth wir demnächst mit einbezogen, wie Stand­ortleiter Manfred Hopfengärtner berichtete. „Unseren Mit­ar­bei­tern bieten wir die Möglichkeit, komfortabel, preiswert und um­welt­freund­lich zur Arbeit zu fahren. Damit entlasten wir zudem die Straßen und den Parkraum im Umfeld unserer Stand­orte. Der Flächenbedarf für Parkplätze wird so minimiert“, so Hopfengärtner.


Bustour gegen Mittelkürzungen: Hand in Hand mit der Wirtschaft

Die tägliche Fahrt zur Arbeit macht die Bedeutung des ÖPNV für die Wirtschaft be­son­ders deutlich. An jedem Werk­tag nutzen 230.000 Fahr­gäste die Linien des VGN für den Be­rufs­ver­kehr, berichtete VGN-Ge­schäfts­füh­rer Jürgen Haasler. Doch auch Einzelhandel und Dienstleister profitieren vom öf­fent­lichen Per­so­nen­nah­ver­kehr, so zählt der Ver­kehrs­ver­bund täglich 210.000 Fahr­gäste allein im Einkaufs- und Besorgungsverkehr. Immer mehr an Bedeutung gewinnt zudem der Frei­zeitverkehr im VGN. Be­son­ders in der Region werden die Fahr­ten­an­gebote sehr geschätzt, da der Naherholungstourismus hier ein bedeutsamer Wirtschaftszweig ist. Deshalb begrüße auch der Tou­ris­mus­ver­band Franken zukünftige Er­wei­te­rungen des VGN-Gebietes in der Me­tro­pol­re­gi­on Nürn­berg.

Um seiner Bedeutung für die Wirtschaft und be­son­ders für den Umwelt- und Klimaschutz gerecht zu werden, bedarf der ÖPNV al­ler­dings einer angemessenen Ausstattung mit finanziellen Mitteln. „Hier zeichnet sich derzeit ein Trend weg von der öf­fent­lichen Hand hin zur Nutzerfinanzierung ab“, erläuterte der VAG-Vorstand und Vorsitzende der VDV Landesgruppe Bayern, Dr. Rainer Müller. „Für 2007 und 2008 rechnet der VDV Bayern bei den öf­fent­lichen Leistungen für Schüler- und Schwer­be­hin­dertenbe­för­de­rung sowie bei der Fahr­zeugförderung mit Einbußen von über 80 Mil­li­onen Euro pro Jahr, die die Ver­kehrs­un­ter­neh­men nun schultern müssen.“ Allein das Aussetzen der Busförderung in den beiden Jahren wirkt sich bayernweit auf die Neuanschaffung von rund 1.000 Bussen aus. Alte Fahr­zeuge müssen länger gefahren werden, die Beschaffung neuer Busse mit moderner, um­welt­freund­licher Technologie wird hinausgeschoben. Eine Tatsache unter der nicht nur die Umwelt leidet sondern auch der Absatz von Neufahr­zeugen und somit Industrie und Wirtschaft.

Vor allem aber die Fahr­gäste dürfen nicht vergessen werden. Mit ihren Erwartungen an An­ge­botsqualität und Komfort entscheiden sie selbst über die Wahl des Ver­kehrs­mit­tels. Der ÖPNV hat sich in den letzten Jahren ins­ge­samt sehr positiv entwickelt und konnte Fahr­gastzuwächse vermelden. Damit diese Entwicklung sich fortsetzt, sprachen sich die Teilnehmer für eine ausreichende Finanzierung des Nah­ver­kehrs aus.