Prichsenstadt
Der Eulenturm beherbergte einst die Stadtknechte, und zwar in einer Wohnung aus dem Jahre 1597. Diese hatten für Ruhe und Ordnung in den Wirthäusern zu sorgen und sollten auch den Verbrechern und Unruhestiftern in den Gassen das Handwerk legen. Als Gefängnis wurde der Eulenturm noch im 17. Jh. genutzt, ebenerdig gab es da kein Entkommen mehr, denn die Verbrecher wurden mit einem Seil hinaufgezogen bzw. hinabgelassen, und wer zum Tode verurteilt wurde, musste durch die „Arme Sündergasse“ aus der Stadt hinaus zum Galgen ...
Wären da nicht die vielen Verkehrszeichen, PKWs und Satellitenschüsseln, man könnte sich ins Mittelalter zurückversetzt fühlen: Türme, die alte Stadtmauer, Fachwerkhäuser, Kopfsteinpflaster überall im alten Ortskern, da und dort ein steinerner Brunnen und manches mehr geben einen reichen Einblick in die Zeit- und Kulturgeschichte. Noch bis 1933 wurde übrigens am Westtor, flankiert von mächtigen Rundtürmen, Pflasterzoll für Fuhrwerke aller Art erhoben – auch für Fahrräder. Die Höhe des Zolls richtete sich nach der Beladung.
Am Karlsplatz ragt der alte Stadtturm mit seinen 47 Metern auffällig mitten im Ort hervor, mit Zeltdach, Laterne und Wetterfahne, ursprünglich ein Teil des ersten Stadtmauerringes. Hier steht auch die „Alte Schmiede“, 1242 errichtet und damit das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Kupferschmiede, Hufschmiedewerkstatt, Rüst- und Zeughaus waren im Laufe der Zeit weitere Funktionen des heutigen Hotels. Ebenfalls am Karlsplatz ist das altehrwürdige Rathaus von 1488, 2007/08 schön saniert mit wiederhergestellter offener Eingangshalle, ähnlich wie vor über 500 Jahren.
Die Flurwächter im „Flurersturm“ in der Kirchgasse hatten auf den Pfarrgarten zu achten sowie auf Äcker, Obstgärten, Wiesen und Weinberge. Auch hier gab es eine Arrestzelle, das „Narrenhaus“, wo noch bis ins 19. Jh. Randalierer und Schulschwänzer eingesperrt wurden.
Das historische Gasthaus „Zum Storch“ von 1658 in der Luitpoldstraße 5/7 war einst eine Brauerei und Erbschenkstatt. Gegenüber einfachen Wein- und Bierschänken hatte diese ein Privileg: Sie durfte ihre Gäste mit warmen Speisen verköstigen, Fremde beherbergen und außerdem besonders feierliche Gastmähler abhalten. Bis 1915 belieferte die Brauerei noch bis zu elf außerörtliche Schankstätten. Davon zeugt auch der Braustern, der heute noch als Ausleger an der Wirtschaft hängt!
Quelle und Infos, auch zu Veranstaltungen, Winzern und Weinproben:
www.prichsenstadt.de/wein___tourismus.html
Historischer Stadtrundgang: Eine Reise durch die Geschichte und Lebensart der fränkischen Kultur in Prichsenstadt:www.prichsenstadt.de/download/historischer_stadtrundgang_homepage.pdf